Man kann das Drama in den Händen halten und ganz einfach lesen, wenn man das Tagebuch von D.Holland-Moritz Promoter kauft. Ein Magazin, nennt es sich und ist ein Text, der zwischen Berlin, genauer gesagt dem Möbel Olfe, anderen Orten in Kreuzberg, der bescheidenen Wohnsituation im Norden Berlins, dem Martin Schmitz Verlag, Genesis P-Orridge und der Galerie September kreist.
Natürlich ist es Pop-Literatur, ein Exkurs in die geistige Nahrung einer Generation, allerdings ohne jeden affirmativen Gestus, wie es später en vogue wurde. Die Wirklichkeit erscheint als jener inszenierter Wahnsinn, als die Welt von Blade Runner und die eigene, prekäre Existenz ist ein ein mühsamer Weg im Dienst eines kritischen Beobachtung einer allmählich sich verändernden Kultur und Szene, die jetzt unter den selben Bildern in eine andere Welt gleitet, in der alle wie magnetisch dem Pol der Macht zustreben.
Ein Freund, der lange in New York gelebt hatte, sagte es kürzer aber ebenso böse, als wir im Möbel Olfe waren, die jungen Männer um uns rum seien genauso kalt und karrierebetont, wie die, die er in Manhatten Mitte der Achtziger erlebt hatte.
Der Rest wird sich “von der Küchenwand herunter mit einem Kalenderspruch das inferior angeknackste Ego trösten, während er… bereits nach den Obdachlosenzeitungsverkäufern in ihrer Thermokleidung schielt.”
Holland-Moritz panzert sich mit einer Diktion, die sich bei Arno Schmidt oder Brinkmann entlehnt und genauso einsam klingt sie auch. Man ahnt die karge Wohnung der Armut, den beschränkten Lebenskreis, nur London und die Ostsee werden als Stationen erwähnt, bei der auf dem Wege dorthin Nick Caves Stimme im Auto wachruft, “dass es noch andere Gefühlswelten gibt, weit entfernte Situationen, Momente reinerer Empfindung, die man sich immer wieder vergeblich erhofft…”
Aber da ist dann auch, wie Holland-Moritz sagen würde, die Trostlosigkeit der seit 89 realkapitalistisch versauten Ostseeküste vor.