In der Nähe von Landshut liegt das Anwesen von Fritz König. Dort, in Ganselberg, waren nicht nur sein Wohnsitz und sein Gestüt, sondern auch sein Atelier. Auch wenn das Atelier scheinbar wie ein historisches Gebäude aussieht, sieht man doch bei genauerem Hinsehen Betonfundamente, skulpturale Plastizität der Türbeschläge und strengen Formwillen in den eisernen Bändern, die die Türflügel halten.
Das Ensemble, was auch den Eingang zum Anwesen bildet, besteht auf dem ersten Blick aus einem Ateliergebäude, das einer Scheune gleicht, einer Reihe von Pappeln, Trögen aus Stein und der Plastik, die wie ein augenloses Tier in die Landschaft starrt. Die formale Disziplin wird durch den sanften Hügel gebrochen, auf dem die Skulptur steht, was bleibt, ist eine feine Harmonie zwischen der Strenge und Chaos, die fast meditativen Charakter hat. In ihr laufen beide Traditionen der Moderne zusammen, formale Logik und gleichzeitig Präsenz des Arationalen, was in der Skulptur und dem sanften Schwung der Landschaft zu Tage tritt. Austarieren, Ausgleichen, Richten, Lassen, all das beschreibt die Kunst Harmonie zu schaffen und gleichzeitig alles dem Fluß der Zeit und des Zufalls zu überantworten.
Bei einer anderen Plastik scheinen Dinge hingestreut zu sein, zufällig auf den kantigen Stahlplatten zu liegen – nur alles ist aus Stahl, alles Teil des Ganzen, alles verbunden, auch hier wird man inne, hält die Gedanken an, vielleicht wird es im Kopf den Fluss der Dinge geben, das an die Bilder Tarkowskis erinnert, wenn seine Helden in den Filmen inne halten. Es ist dieser Wechsel, der hier die fast asketische Strenge mildert und sich wie ein Motiv durch das ganze Ensemble zieht. Das wahrzunehmen erfordert geistige Arbeit, es ist versammelte Meditation, die den kargen Räumen des Zen gleicht, wenn die Dinge leer werden sollen damit sie gefüllt werden können. Vielleicht ist es auch ein strenger, männlicher Versuch, einen hortus conclusus anderer Art zu schaffen.
Doch es ist, wenn man sich umwendet, als sähe man eine Flut, die schon bis zur Deichkrone reicht und vielleicht doch noch steigen will. Man sieht das von dumm designter Kantigkeit erfüllte Tal, das sichtbar aus dem Takt geratene Hochleistungsmenschen bebaut haben. Hinter allem steigt noch der Dampf aus dem Kühlturm des Kernkraftwerkes Isar auf, es ist ein apokalyptisches Bild von Menschen ohne Maß und Zeit, ein trostloses Ensemble, als wolle diese Zivilisation wegen ihrer kalten, beziehungslosen Funktionalität kentern. Es ist bezeichnend, dass Fritz Königs bekanntestes Werk, Sphere, zwischen den Türmen des World Trade Centers stand. Jetzt steht sie durch den Einsturz der Türme beschädigt als Mahnmal für 9/11 im New Yorker Battery Park.