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Bescheidenheit guter Form

Architektur / Kunst

In der Nähe von Landshut liegt das Anwesen von Fritz König. Dort, in Ganselberg, waren nicht nur sein Wohnsitz und sein Gestüt, sondern auch sein Atelier. Auch wenn das Atelier scheinbar wie ein historisches Gebäude aussieht, sieht man doch bei genauerem Hinsehen Betonfundamente, skulpturale Plastizität der Türbeschläge und strengen Formwillen in den eisernen Bändern, die die Türflügel halten.

Inseln der ästhetischen Hoffnung

Architektur / Theologie

Wenn man durch die trostlose Münchner Schotterebene nach Poing fährt, muß man eine von Autobahnen, Schnellstrassen, Gewerbeparks und gesichtslosem Siedlungsbrei völlig zerstörte Landschaft durchqueren. Die Plünderung der Erde, die dazu dient dem Menschen Dinge zu geben, zieht am Autofenster vorbei, wenn man Glück hat, sieht man den fernen Streif der Alpen, sonst nur eine Verwüstung, die mit gerne mit dem Euphemismen des Landschaftsverbrauchs und der Flächenversiegelung umschrieben wird.

Die Schönheit der Medizin

Architektur / Berlin / Fotografie

2 Bauten der Charité, deren Abriss geplant ist und die in ihrer völlig unterschiedlichen Gestaltung Zeugnisse hervorragenden und mutigen skulpturalen Umgangs mit Beton sind: Zentrale Tierversuchslaboratorien (1971–80, heute: Forschungseinrichtung für Experimentelle Medizin, FEM), Architekten Gerd und Magdalena Hänska. Ein herausragendes Beispiel des Brutalismus in Deutschland. Das ab 1966 geplante und bis 1974 gebaute Institut für Hygiene und Mikrobiologie (heute: Institut für Hygiene und Umweltmedizin). Architekten Fehling+Gogel.Bis heute ist es praktisch im Originalzustand – eine Zeitkapsel […]

Treppen der Träume

Architektur / Berlin / Fotografie

Unter den Preisträgern für den Mies van der Rohe Preis 2018 befindet sich auch das Terrassenhaus Berlin, ein schmuckloser Bau von Brandlhuber+, der sich jeder Ästhetik zu verweigern scheint und wie eine unfertige Fabrik in dem trostlosen Ringsum des Wedding gelandet zu sein scheint. Von den Terrassen vor den Ateliers aus fällt der Blick auf die Geleise der Ringbahn, als ob dahinter eine ungeheure Weite sei (ähnlich der Alten Utting in München). So faszinierend das […]

Weisse Elefanten der Moderne

Architektur / Berlin / Fotografie / Geschichte

In den Zwanziger Jahren gab es erste Projekte, die Autostrassen als Teil eines funktionalen Fortschrittes begreifen wollten und Büro- und Wohnhäuser so konzipierten, dass sie Strassen als Querriegel überspannten. Das Büro des Rektors im Bauhaus zu Dessau sollte auf eine befahrene Strasse herabblicken, ebenso ein Querriegel in der Weißen Stadt in Berlin, die am Ende der 1920er Jahre für soziale Zwecke nach dem Städtebauentwurf von Otto Rudolf Salvisberg erbaut wurde. Das Auto, das bis dahin […]

Kalte Glätte

Architektur / Fotografie / Geschichte / Kunst

Nirgendwo tritt die merkwürdige Kälte des Modernen so zutage, wie in dem deutschen Weltausstellungspavillon 1929 in Barcelona. Es ist, als habe man einen unberührbaren Kristall erschaffen wollen, dessen reine Oberfläche die Gegenwart des Todes und der reinen Anschauung vereint. Dass diese architektonische Reduktion den Blick eines Mannes vollzieht, zeigt die im Hof eingeschlossene Statue einer nackten Frau. Den Fetisch des unberührbar Männlichen und Vollendeten hat sich ein späteres deutsches Regime zueigen gemacht ohne diesen Stil zu verwenden, […]

Die Festung starren Glaubens

Architektur / Fotografie / Geschichte / Theologie

In wenigen Bauten verwirklicht sich die Mischung aus Glaube, Ideologie und Macht sosehr in einem Kristall wie dem El Escorial nahe Madrid, das von Philipp II. von Spanien am Rande der Berge in der Nähe von Madrid als Kloster und Palast konzipiert worden ist. In ihm scheint der militante Katholizismus der Gegenreformation zu einem steinernen, abweisenden Manifest absoluten Willens zur eigenen Unterordnung verdichtet zu sein, dessen grauer Granit fast schmucklos ist, aber eine ungeheure serielle und […]