Alle Artikel in: Literatur

Claqueurinnen der Ohnmacht

Literatur

Es beginnt mit dem Anflug auf Dschiddha. Ein letzter Drink im Flugzeug. Frances hofft, von ihrem Mann abgeholt zu werden. Wenn nicht, sagt sie, nähme sie ein Taxi. Das ginge nicht, sagt der Steward, der die Gläser abräumt, einer Frau sei es verboten in ein Auto zu einem fremden Mann zu steigen. Aber, wirft Frances ein, das sei der Job des Taxifahrers, Leute zu befördern, oder? Und schon verliert Frances allen rechtlichen Status: „You’re a […]

Fabriktagebuch

Geschichte / Literatur / Theologie

Das Fabriktagebuch (La condition ouvrière) von Simone Weil ist eines der eigenartigsten und sperrigsten Werke des 20.Jahrhunderts. Aus einer großbürgerlichen, kosmopolitischen jüdischen Familie stammend stand Simone Weil zuerst dem Kommunismus nahe, wurde Lehrerin, arbeitete für ein Jahr als Experiment in verschiedenen Fabriken, engagierte sich danach in dem spanischen Bürgerkrieg, um dann zuletzt, angewidert von der Brutalität der Anarchisten, sich der Religion anzunähern. Im Zweiten Weltkrieg floh sie nach London und arbeitete vorübergehend für de Gaulle. […]

Auf literarischen Spuren spazieren..

Berlin / Fiction / Literatur

Ich bin auf literarischen Spuren spazieren und erstaunt über die radikalen Brüche, die die Verkehrsschneisen schlagen. Wie massiv hat man mit dem Bauhaus, dem massenweise abgeschlagenen Stuck der Fassaden und durch die schmucklosen sachlichen Neubauten der Dreißigerjahre am Alexanderplatz eine radikale Moderne propagiert.

Rückkehr zum Hass

Denken / Geschichte / Literatur

Wie Linke zu Rechten werden. Warum wandern Stars der Avantgarde wie Céline und Handke in das rechte Lager? Am Anfang des Romans Reise ans Ende der Nacht von Louis-Ferdinand Céline werden Tage unter einem lethargisch in schwüler Hitze dahinsämmernden Kolonialregime geschildert, das in bürokratischer Unfähigkeit versinkt. Klimaanlagen, die Europäern die Wohlfühlzone enorm ausweiten, sind noch nicht vorhanden, so bleibt die feuchte, stickige und klebrige Hitze und das Scheitern der Hoffnung, in den Tropen zu reüssieren. Nach […]

Das Drama der marginalisierten linken Intellektuellen

Denken / Literatur

Man kann das Drama in den Händen halten und ganz einfach lesen, wenn man das Tagebuch von D.Holland-Moritz Promoter kauft. Ein Magazin, nennt es sich und ist ein Text, der zwischen Berlin, genauer gesagt dem Möbel Olfe, anderen Orten in Kreuzberg, der bescheidenen Wohnsituation im Norden Berlins, dem Martin Schmitz Verlag, Genesis P-Orridge und der Galerie September kreist. Natürlich ist es Pop-Literatur, ein Exkurs in die geistige Nahrung einer Generation, allerdings ohne jeden affirmativen Gestus, wie […]